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Spanisch: Fast 500 Millionen Sprecher und starke Wachstumsmärkte

Spanisch

Die spanische Sprache (Spanisch; spanisch español, castellano) gilt als Weltsprache und gehört zum romanischen Zweig der indogermanischen Sprachen. Spanisch wird manchmal mit dem Portugiesischen und Katalanischen in die engere Einheit des Iberoromanischen eingeordnet. Eine andere Unterscheidungsmöglichkeit gliedert das Spanische zusammen mit dem Französischen, dem Katalanischen, dem Portugiesischen, dem Okzitanischen und weiteren kleineren romanischen Sprachen in die Westromania ein.


Da die spanische Schriftsprache vom Sprachgebrauch der zentralspanischen Region Kastilien geprägt wurde, und um die Sprache von den anderen in Spanien gesprochenen romanischen Idiomen (vor allem Galicisch und Katalanisch) sowie der Nationalitätsbezeichnung „Spanisch“ abzugrenzen, findet man oft auch die Bezeichnung castellano („kastilische Sprache“).

Allgemein sind castellano (Kastilisch) und español (Spanisch) synonyme Bezeichnungen. Umgangssprachlich werden die Bezeichnungen aber in Spanien regional sehr unterschiedlich verwendet. Besonders in den zweisprachigen Gebieten ist die Bezeichnung castellano vorherrschend, und wird zum Teil sehr bewusst verwendet, um die Sprache von der Nationalitätsbezeichnung "Spanisch" abzugrenzen und so zu verdeutlichen, dass Spanien ein mehrsprachiges Land ist und die heute dominierende Sprache ursprünglich auch nur eine Regionalsprache war (von Kastilien). Diese Tatsache führte oft fälschlich zu der Vermutung, dass ausschließlich diese Teile der Bevölkerung die Bezeichnung castellano gebrauchen. Die Bezeichnung castellano ist aber durchaus auch in den nicht mehrsprachigen Teilen Spaniens (z. B. Andalusien) gebräuchlich, und je nach Region ist castellano oder español die allgemein übliche Bezeichnung, meist ohne politischen Hintergrund. In der spanischen Verfassung wurde 1978 bezüglich der Sprache sehr bewusst die folgende Formulierung verwendet: "Art. 3. (1) Kastilisch ist die offizielle Staatssprache. Alle Spanier haben die Pflicht, sie zu kennen, und das Recht, sie zu gebrauchen." Auch die Bezeichnung español wurde und wird gelegentlich aus bewusst politischen Motiven verwendet, um zu provozieren bzw. um eine antiregionalistische Gesinnung zu unterstreichen. In Hispanoamerika hingegen werden die Bezeichnungen castellano bzw. español ohne politische Hintergedanken verwendet.

Spanisch wird gegenwärtig von ca. 455 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. Damit hat das Spanische 20 Millionen Muttersprachler mehr als das Englische. Die meisten Spanisch–Sprecher leben in Süd– und Mittelamerika. In Brasilien (Portunhol), Belize, Marokko, Westsahara, auf den Niederländischen Antillen und den Philippinen sowie Trinidad und Tobago und Puerto Rico wird Spanisch von einem großen Bevölkerungsanteil gesprochen.

Inklusive Zweitsprachler beläuft sich die Zahl der Sprecher auf 450 bis 500 Millionen. Damit ist Spanisch – nach Mandarin–Chinesisch, Hindi und Englisch – die am vierthäufigsten gesprochene Sprache der Welt.Nach Englisch ist Spanisch die am zweitmeisten erlernte Sprache der Welt.

Das Lateinische, das von den Römern nach Spanien gebracht wurde, war nicht die klassische lateinische Sprache, sondern die gewöhnliche Umgangssprache der Legionäre (Vulgärlatein). Aus dieser Sprache entwickelten sich mit der Zeit unter verschiedenen geographischen und ethnographischen Einwirkungen unterschiedliche romanische Dialekte. Einer dieser Dialekte, das Kastilische, entstand in einer schwach romanisierten Gegend im Norden Spaniens, im Grenzgebiet der heutigen spanischen Provinzen Burgos, La Rioja, Vizcaya und Álava. Dieser Dialekt Altkastiliens zeichnet sich dadurch aus, dass er stärker von den vorromanischen Sprachen (Baskisch) geprägt ist, und wird später durch politische Umstände zur Schrift– und Nationalsprache Spaniens. Das Spanische, wie wir es heute kennen, ist also eine Weiterentwicklung der lateinisch–kastilischen Mundart mit toledanischer Färbung.

Die Rechtschreibung des Spanischen kommt dem Ideal recht nahe, Laut für Laut das gesprochene Wort nachzubilden. So werden häufig auch übernommene Fremdwörter in ihrer Schreibung so angepasst, dass sich die Aussprache wieder automatisch ergibt (Beispiel: englisch bacon wird zu Spanisch beicon oder englisch football wird zu spanisch fútbol). Bei den lateinamerikanischen Varianten gilt dies nur mit Einschränkungen (teilweise werden Buchstaben anders ausgesprochen, wenn das Wort indianischen Ursprungs ist, besonders „ll“ und „x“).

Das Spanische ist eine relativ flektierende Sprache, mit zwei grammatischen Geschlechtern und über 50 konjugierten Formen pro Verb, aber einer eingeschränkten Flexion von Verben, Substantiven und Determinativen. Seine Syntax ist normalerweise Subjekt–Verb–Objekt, auch wenn Variationen häufig sind, und Adjektive werden für gewöhnlich, wenn auch nicht immer, dem Substantiv, auf das sie sich beziehen, nachgestellt. Es ist eine Pro–Drop–Sprache, d.h. Pronomen können weggelassen werden, wenn sie für das Verständnis nicht unbedingt notwendig sind.

 

Das amerikanische Spanisch

In den meisten Ländern Süd– und Mittelamerikas wird Spanisch als Muttersprache gesprochen. Da es sich hierbei um ein großes Gebiet handelt und seit der Kolonialisierung durch die Spanier bereits Jahrhunderte vergangen sind, weist das lateinamerikanische Spanisch gewisse Abweichungen zum europäischen Spanisch auf.

Diese sind in der Schrift– und Verkehrssprache nicht allzu groß; die Umgangssprachen und Dialekte der einzelnen Länder unterscheiden sich dagegen teilweise recht deutlich, und zwar nicht nur in der Aussprache, sondern auch im Vokabular.


Einige Wörter haben in Amerika einen Bedeutungswandel durchgemacht und generell lässt sich der lateinamerikanische Wortschatz als archaischer als der kontinentaleuropäische beschreiben (d. h. die Ausdrucksweise mutet Europäern oft veraltet oder historisierend an). Einige Abweichungen sind auch auf den (in den einzelnen Regionen unterschiedlich starken) Einfluss indigener Sprachen zurückzuführen. Besonders in Mexiko, der Karibik, Zentralamerika und Venezuela sehr deutlich spürbar sind auch die Einflüsse des US–amerikanischen Englischen auf den Wortschatz des Spanischen, die wesentlich stärker als in Europa sind.


Auf grammatikalischem Gebiet sind bis auf Besonderheiten in der Verwendung der Vergangenheitstempora (Dominanz des Indefinido) und den „Voseo“ keine nennenswerten Abweichungen zum europäischen Spanisch festzustellen.

Ein besonders charakteristisches Erkennungszeichen lateinamerikanischer Sprecher ist die vom europäischen Spanischen stark abweichende Sprachmelodie. Die Unterschiede in dieser Beziehung sind jedoch zwischen den Sprachräumen der Andenregion, den La–Plata–Dialekten, Mexiko und Zentralamerika sowie den karibischen Dialekten praktisch ebenso groß wie gegenüber dem Kontinentalspanischen, sodass sich allgemeine Regeln nur schwer definieren lassen.

Obgleich auch Aussprache und Wortschatz zwischen und sogar innerhalb der einzelnen lateinamerikanischen Ländern mitunter stark variieren, lassen sich doch einige allgemeine Hauptunterschiede zwischen der Sprache Süd– und Mittelamerikas und dem europäischen Spanischen festhalten:

Die wesentlichen und augenfälligsten Besonderheiten der Grammatik des amerikanischen Spanisch beziehen sich auf u.a. folgende Punkte:


• Die Vergangenheitsform Pretérito Perfecto (He comprado) ist relativ ungebräuchlich, stattdessen wird meist das Pretérito Indefinido verwendet (compré), soweit man das „Noch–Andauern“ einer Handlung nicht ganz explizit betonen möchte.
• Die in Spanien nur als Höflichkeitsform (etwa dem „Siezen“ im Deutschen vergleichbar) im förmlichen Umgang verwendete Anrede „usted(es)“ (< vuestra merced, übersetzt etwa: „Euer Gnaden“) ist in Lateinamerika die standardsprachliche und allgemein verbreitete Anredeform, unabhängig von Sprachebene oder Vertrautheit. So wird die 2. Person Plural im amerikanischen Sprachraum überhaupt nicht benutzt und stets durch die Anrede in der 3. Person ersetzt, an die Stelle des Personalpronomens „vosotros“ tritt immer „ustedes“ (eine der wenigen Regeln, die einschränkungslos für ganz Lateinamerika gelten). Auch im Singular ist die Anrede in der 2. Person mit „tú“ meist weniger gebräuchlich (oder gilt als unhöflich) und man greift generell eher zur 3. Person mit „usted“.
• Eine grammatikalische Besonderheit des argentinischen Spanischen, die sich zum Teil auch in Paraguay und Uruguay wiederfindet und in abgeschwächter Form auch in einigen anderen Regionen Lateinamerikas (etwa Guatemala) anzutreffen ist, ist der so genannte Voseo. Hierbei wird anstelle des Personalpronomens tú in der 2. Person Singular das Pronomen vos (historisch für Ihr) verwendet. Die Verben werden dann anders konjugiert (beispielsweise vos sos: „du bist“, standardspanisch tú eres). Die grammatikalischen Regeln zum voseo werden regional unterschiedlich angewandt, so sind etwa Varianten wie vos tomás, vos tomas und vos tomá (standardspanisch tú tomas) möglich.
• Eine abgeschwächte Sonderform des Voseo ist in Chile verbreitet, wo man in der informellen Sprache in der 2. Person Singular eine an die 2. Person Plural bzw. die Konjugationsformen des Voseo erinnernde Verbform verwendet. Als Pronomen wird allerdings niemals vos, sondern immer tú benutzt. Die auf –ar endenden Verben erhalten in der 2. Person Singular die Endung –ái(s), wobei das Schluss–s nicht ausgesprochen wird. Die Verben auf –er/–ir erhalten die Endung –ís, wobei das Schluss–s manchmal nur gehaucht wird. Beispiele: ¿Cómo estás? wird zu ¿Cómo estái(s)?. ¿Qué haces? wird zu ¿Qué hacís? oder ¿Qué hací(h)?. ¿Te acuerdas? wird zu ¿Te acordái(s)?.

Es gibt viele Abweichungen zwischen dem kontinentalspanischen und dem lateinamerikanischen Wortschatz und überdies auch innerhalb Lateinamerikas von Land zu Land verschiedene semantische Eigenarten. Sie betreffen hauptsächlich die Umgangssprache und Begriffe des täglichen Lebens. Ernsthafte Verständigungsprobleme zwischen Sprechern aus verschiedenen europäischen und amerikanischen Teilgebieten des spanischen Sprachraums gibt es in der Regel jedoch kaum.
Je nach Land gibt es auch eine unterschiedliche Anzahl Wörter, die aus den jeweiligen Sprachen der indigenen Völker entlehnt wurden. Einige davon haben auch das europäische Spanisch erreicht. Dazu gehören Begriffe wie aguacate (Avocado) oder patata (Kartoffel).

Zu Missverständnissen kommt es am ehesten durch Wörter, die neben der allgemeinen Bedeutung in bestimmten Ländern eine umgangssprachliche Spezialbedeutung besitzen. So ist etwa das in Spanien unproblematische und für alle möglichen Sachverhalte häufig gebrauchte Verb coger („nehmen, ergreifen, fangen“) in einigen Ländern Lateinamerikas (vor allem Argentinien, Uruguay und Paraguay) ein ordinärer Ausdruck für die Ausübung des Geschlechtsverkehrs. Der Satz „Ich werde den Bus nehmen“ (Voy a coger el autobús) ist daher in Anwesenheit von Argentiniern ein sicherer Lacherfolg (Ich werde den Bus „ficken“.). In ganz Lateinamerika wird anstelle von „coger“ häufiger das Verb „tomar“ („nehmen, einnehmen, trinken“) verwendet.

Auch das Wort Guagua sorgt in diesem Zusammenhang immer wieder für Heiterkeit. Während es auf den Kanarischen Inseln, Kuba und der Dominikanischen Republik einen innenstädtischen Linienbus bezeichnet, steht es in Andenländern wie Chile, Peru oder Ecuador für Krabbel– oder Kleinkind (hier: Xenismus aus Quechua), so dass auch hier Missverständnisse vorprogrammiert sind.
Besonders die Namen für Obst oder Gemüsesorten variieren in den lokalen Varietäten der unterschiedlichen spanischsprachigen Länder sehr stark. So heißen etwa in der Dominikanischen Republik die Orange la china, die Mandarine la italiana, die Papaya la lechoza, die Banane el guineo und die Maracuja la chinola – Ausdrücke, die oft nicht nur in Spanien und Südamerika, sondern selbst in benachbarten Ländern wie Mexiko oder Kuba schon nicht mehr verstanden werden. Ähnliches gilt für Bezeichnungen wie frutilla für die Erdbeere (kontinentalspanisch fresa), ají für scharfe Paprika (Chili) oder palta für Avocado (in Europa aguacate genannt), wie sie in Chile und einigen anderen südamerikanischen Ländern geläufig sind.

Für hübsch oder schön verwendet man in den meisten Ländern Lateinamerikas Adjektive wie bonito/–a oder lindo/–a; das in Spanien verbreitete guapo/–a ist dagegen ungebräuchlich und hat in manchen Ländern (etwa auf Kuba und in der Dominikanischen Republik) die Bedeutung aggressiv oder wild. Somit ist una chica guapa in Spanien ein hübsches, auf Kuba ein wütendes Mädchen.
Viele lateinamerikanische Aussprachebesonderheiten erinnern an südspanische Dialekte und sind in Lateinamerika vor allem deswegen verbreitet, weil im 16. und 17. Jahrhundert die meisten spanischen Einwanderer nach Amerika aus dem Süden Spaniens (v. a. Extremadura und Andalusien) kamen.

• Typisch für Lateinamerika ist der so genannte Seseo. Während im europäischen Spanisch ein z zumeist wie ein stimmloses englisches th ausgesprochen wird, wird es in lateinamerikanischer Aussprache zu einem normalen stimmlosen s–Laut. Dasselbe trifft auf das c vor e und i zu (z. B. in nación).
• Je nach Region mehr oder weniger ausgeprägt ist das Verschlucken oder Verändern bestimmter Endungen. Besonders auf Kuba und in der restlichen Karibik ist dies besonders ausgeprägt und führt mitunter zu starken Verständnisproblemen bei ungeübten Hörern.
• In der Karibik wird insbesondere die Wortendung „–ar“ abweichend als „–á“, „–al“ oder auch (z. B. im Norden der Dominikanischen Republik Nähe Puerto Plata) „ai“ ausgesprochen. Der Infinitiv „caminar“ wird demnach gesprochen zu „caminá“, „caminal“ oder „caminai“. Analog bei Verben auf –er oder –ir: „Poner“ wird oft „ponel“ oder auch „ponei“ ausgesprochen.
• „d“ wird am Wortende oft nicht gesprochen. Die Betonung bleibt aber auf der letzten Silbe. Beispiel: „ciudad“ wird gesprochen wie „ciudá“.
• „s“ wird oft nur gehaucht oder weggelassen. Dadurch lässt sich – bei tatsächlichem Wegfall der zweiten Person Plural im lateinamerikanischen Spanisch – auch die zweite Person Singular oft nicht von der dritten Person unterscheiden.
Beispiel: „¿Qué quiere?“ („Was möchte er/sie?“) könnte bei Wegfall des „s“ auch „¿Qué quieres?“ („Was möchtest du?“) bedeuten.
• Auch die Tendenz, das s anzuhauchen (z. B. „ehtoy“ statt „estoy“) ist in vielen lateinamerikanischen Küstendialekten vorzufinden und ebenfalls mit dem Andalusischen zu vergleichen.
• Der so genannte Žeísmo tritt vor allem in den Río–de–la–Plata–Staaten (Argentinien, Uruguay, Paraguay) auf. Diese Aussprachebesonderheit besteht darin, dass das Phonem ll nicht wie üblich wie ein deutsches Jot (Yeísmo), sondern stimmhaft wie ein weiches dsch, zum Teil auch stimmlos ähnlich einem deutschen sch (Šeísmo) ausgesprochen wird.

Grundsätzlich kann man sagen, dass sich Italienisch, Französisch und Spanisch von der Schwierigkeitstufe der Erlernbarkeit ähneln. Dies besonders hinsichtlich der grammatischen Strukturen, wobei kein Fachmann leugnen wird, dass das Französische hinsichtlich bestimmter grammatischer, grafischer und phonetischer Phänomene sehr speziell ist und wesentlich mehr Fallstricke aufweist als die anderen beiden vorerwähnten.

Das Portugiesische ist auf Grund seiner ausgedehnten Verbalmorphologie und Tempusabundanz sowie einiger (s.dort) anderer Auffälligkeiten und Unterschiede zu seinen romanischen „Verwandten“ in den Schwierigkeitsgrad wie er für das Russische gilt einzustufen. Dem tragen auch viele Universitäten in den Einführungskursen (Propädeutika) Rechnung, indem sie 2 Semester (anstatt einem für die anderen Romania) dafür ansetzen, um die Prüfung zum Nachweis von Mindestkenntnissen im Portugiesischen abzulegen. Spanisch kann also mit relativ weniger Aufwand erlernt und längerfristig –hirnphysiologisch betrachtet– gespeichert werden als dies zum Beispiel für das Russische oder gar Chinesische der Fall ist.

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